Hallo Freunde der Fotografie,
leider hat es doch etwas länger gedauert, bis ich wieder zu den Tasten greife, aber so ist das, wenn man ständig auf Achse ist :)
Heute berichte ich Euch vom Grundlagen Workshop, an dem ich am gestrigen Samstag im Europapark Rust teilgenommen habe. Der Veranstalter war Ben Jaworskyj, der bekannte Berliner Fotograf, der mich durch seine Youtube-Videos und seine anderen Aktivitäten immer wieder inspiriert und mir auch als Vorbild dient.
Ich begann die Reise gegen 13:00 Uhr bei Regen von Mannheim Richtung Rust mit gemischten Gefühlen, da an diesem Abend Gewitter gemeldet war. Leider wurde das Wetter auch immer schlimmer, sodass ich zwischendurch auf den Rasthof fahren musste, da die Sichtweite unter 2 Meter lag. Nur bekleidet mit einer dünnen Sommerhose und T-Shirt kam ich dann gegen 16:30 Uhr im Park an. Es regnete immer noch, aber Besserung war in Sicht. Als der Workshop um 18:00 Uhr begann, hat es tatsächlich aufgehört und der Himmel klarte auf.
Wir begannen mit einer Begrüßungsrunde, und dann wurden wir in Dreiergruppen aufgeteilt. Jede Gruppe hatte die Aufgabe, 3 Bilder von verschiedenen Objekten zu machen mit verschiedenen Einstellungen.
Im Modus „M“ wurden 2 Werte vorgegeben, und es galt den dritten zu ermitteln, um auf die Richtige Belichtung zu kommen. So war die erste Vorgabe Blende 5,6 bei ISO 800. Die zweite Vorgabe war die kleinste Blende bei ISO 100 und die dritte Maximalblende bei ISO 100. Zu ermitteln war jeweils die Verschlusszeit.
Im ersten Bild war bei f/5,6 und ISO 800 die Belichtung 1/60 Sekunde
Das zweite Bild war bei f/4 und ISO 100 die Belichtung 1/6 Sekunde
Und im dritten Bild bei f/32 und ISO 100 die Belichtung ganze 5 Sekunden.
Zu merken ist hierbei, je größer die Blendenzahl, desto länger muss die Verschlusszeit sein, um das Bild richtig zu belichten. Das dritte Bild mit 5 Sekunden Belichtung war nur mit Stativ möglich, um das Objekt scharf und verwacklungsfrei zu halten. Diese 3 Einstellungen haben wir an verschiedenen Objekten probiert, um auch die Unterschiede der Einstellungen zu verstehen. Als angenehmer Nebeneffekt hat man dabei auch die Routine gefunden ohne zu suchen die Knöpfe an der Kamera zu bedienen :)
Nach der Grundlage zum Verständnis der Funktionen von Blende, Belichtung und ISO Wert gingen wir nach Mykonos :) Nein, Ben hat uns keinen Flieger gebucht, der Europapark ist in verschiedene Länder unterteilt, also ging es Richtung Griechenland. Dort angekommen war der nächste Punkt des Workshops die Portrait-Fotografie. Hierbei haben wir auf das 50mm gewechselt. Für die Teilnehmer ohne Festbrennweite wurde empfohlen auf 35mm zu gehen und die Blende auf 4,5 zu schalten. Mit diesen Einstellungen kann man auch gute Portraits erstellen, wenn man nur über ein Kit-Objektiv verfügt.
Im Bereich Potraitfotografie ging es darum, die Personen vor verschiedenen Hintergründen abzulichten und hierbei ebenso wie an der ersten Station nur den M-Modus zu nutzen. Mit der Festbrennweite konnte man hierbei die Person schön scharf bekommen, wobei der Hintergrund (je nach Entfernung) richtig unscharf und matschig wurde. Hierzu wurden verschiedene Hintergründe und verschiedene Entfernungen gewählt, sowie jeweils andere Einstellungen verwendet. Interessant hierbei fand ich persönlich das verhalten der Kursteilnehmer. Jemand der nicht regelmäßig vor der Kamera steht, versucht krampfhaft NICHT in das Objektiv zu schauen und sieht dabei sehr verlegen und hilflos aus, auch ich ;) War schon ein merkwürdiges Gefühl..
Hierbei möchte ich erwähnen, das ich für alle Teilnehmer eine geschlossene Flickr-Gruppe eingerichtet habe, in der alle die Bilder für Ihre Gruppenpartner hochladen können. So kann sich jeder die Bilder nehmen, die er gerne hätte. Ich habe Flickr gewählt, weil im Gegensatz zu Facebook die Qualität und die Metadaten erhalten bleiben.
Zurück zum Thema. Nachdem der Part für die Portraitfotografie abgeschlossen war, ging es nur ein kleines Stückchen weiter zur Wasserachterbahn Poseidon. Bei dieser Station ging es darum, das spritzende Wasser „einzufangen“ bzw. „einzufrieren“, wenn die Fahrzeuge mit voller Fahrt in das Wasser schießen. Hierbei war der Lernfaktor auf das „Einfrieren“ sowie auf das Erstellen von Serienbildern gelegt.
Auf den folgenden Bildern habe ich die Einstellungen so vorgenommen, dass das Hauptobjekt (das Fahrzeug) dauerhaft fokusiert ist. Dazu musste ich den Fokus auf Servo stellen, damit sich die Kamera automatisch mit dem bewegten, näher kommenden Boot nachjustiert. Zudem habe ich auf Serienbild gestellt, damit mehrere Aufnahmen hintereinander erstellt werden. Zu den Einstellungen selbst gab es die Vorgabe offenblendig mit mindestens 1/500 Sekunde zu belichten, um auch den Effekt des Einfrierens zu erreichen. Der ISO Wert wurde dann an die gegebene Helligkeit angepasst, da es bereits begann leicht zu dämmern. Bei den hier gezeigten Bildern habe ich einen ISO Wert von 400 benötigt. Bei späteren Aufnahmen musste ich dann auf ISO 800 wechseln.
Nach Griechenland ging es dann Richtung Skandinavien, unser dortiges Ziel war wohl eher spontan. Eine Windmühle mit Lämpchen an den Flügeln. Wir probierten, per Langzeitbelichtung die Drehbewegung der Lichter einzufangen, um diese als Kreisbewegung festzuhalten. Leider war es für das Vorhaben noch zu hell. Wer einen ND-Filter zur Hand hatte, probierte trotzdem sein Glück. Ich hatte zwar meinen Filter im Gepäck, aber richtig glücklich bin ich trotzdem nicht mit dem Bild. Man sieht zwar was man sehen soll, aber irgendwie sind die Farben nicht so kräftig, wie ich mir wünschte. Die vorgenommenen Einstellungen an meiner Canon waren Blende 29, ISO 100 und Belichtung 6 Sekunden auf Stativ und ND Filter. Wichtig ist, das man die rotierende Bewegung sieht, und wenigstens das ist mir einigermaßen gelungen.
Hierbei möchte ich gedanklich kurz aus dem Europapark abschweifen: Ich habe vor kurzem probiert, bei Nacht die rotierende Bewegung eines Windrades einzufangen. Dazu bin ich in die anliegende Pfalz gefahren, wo in der Nähe von Grünstadt zwei Windräder auf einem Berg stehen. Und trotz sternklarem Himmel und ewig langen Versuchen mit allen möglichen Einstellungen habe ich es nicht hinbekommen, die Rotorblätter am Windrad sichtbar zu halten. Selbst ein Hilfslicht auf die Flügel hat nichts gebracht. Man sieht auf den Bildern nur den Mast und die Stelle der Rotorblätter, welche vom rotem Warnlicht angestrahlt wurden. Der Rest scheint unsichtbar. Wer hierzu einen Tipp auf Lager hat, kann sich gerne bei mir melden. Ich bin für alle Vorschläge offen.
Und wieder zurück im Europapark ging es weiter nach Island. Dort angekommen beschlagnahmten wir den Leuchtturm um den besten Blick auf das Feuerwerk zu haben. Das Highlight des Workshops war die Langzeitbelichtung vom Feuerwerk. Da an diesem Tag im Park lange Sommernacht war, wurde der Park erst um 24 Uhr geschlossen.
Ich habe mich bereits beim Speyerer Brezelfest am Feuerwerk probiert (siehe Galerie), aber ich war noch nie so nah an einem dran. Man konnte förmlich die Druckwellen der Böller spüren. Mit der Vorgabe Blende 8 und ISO 100 probierte ich während der Vorstellung verschiedene Belichtungen zwischen 20 und 5 Sekunden, um zu sehen, was alles im Bild hängen bleibt. Was ich im Rückblick auf mein erstes Feuerwerk gemerkt habe, oder zumindest vermute: Je weiter ich vom Feuerwerk weg bin, desto länger sollte die Verschlusszeit sein. So habe ich in Speyer mit 10-12 Sekunden belichtet und im Europapark haben 4-5 Sekunden vollkommen gereicht. Ich werde mich bei einem weiteren Feuerwerk davon überzeugen..
Nachdem die unzähligen Massen an Zuschauern weg waren, konnten wir den Leuchtturm wieder verlassen, und gingen noch zu einer Wiese, die mit Kerzen vollgestellt war. Im übrigen waren alle Wege und Wiesen mit Kerzen gesäumt, ein klasse Anblick. Auf der Wiese ging es nochmal um Portraits mit Fremdlichtern, sowie die Nutzung von den Kerzen als Bokeh. So konnte jeder der hatte nochmal seine Festbrennweite auspacken und sich probieren, ob er das gelernte auch umsetzen kann. So entstanden zum Abschluss des Workshops noch einmal ein paar tolle Bilde mithilfe des Reflektors und der Kerzen, ein paar Lichtkugeln die als Softboxen missbraucht wurden, sowie einem gelb/orangen Strahler. Für das Bild habe ich die Einstellungen so gewählt: Blende 1,8 sowie ISO 1600 und die Belichtung auf 1/50 Sekunde. Den Bildstil habe ich auf Monochrom gesetzt, damit es schwarzweiß wird, und als Lichtquelle lediglich eine „Softbox“-Lichtkugel verwendet. Bis auf ein wenig mehr Rauschen durch Scharfstellen in Photoshop ist das Bild out of Cam. Und den Effekt habe ich bewusst so gewählt, um den Bild den richtigen Kick zu geben.
Danach war es leider schon 24 Uhr und wir mussten den Park aufgrund der Schließung verlassen. Außerhalb gab es dann noch für alle Teilnehmer ein Zertifikat und auf Wunsch noch Fotos mit Ben, Sticker und Buchsignaturen, dann ging es schon wieder heimwärts. Dank der freien Autobahnen kam ich dann ziemlich erschöpft gegen 2:40 Uhr zuhause an.
Fazit:
Der Grundlagenworkshop mit Ben Jaworskyj im Europapark war ein voller Erfolg und hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich bin quasi breit grinsend am frühen morgen in meine Straße eingebogen mit Rückblick auf einen wundervollen lehrreichen Tag mit meinem Vorbild. Ben versteht es, auf seine gewohnt lockere Art sein Wissen zu vermitteln und man merkt das er Spaß an seiner Sache hat. Auch wenn mir meine Kamera vor dem Workshop nicht fremd war, konnte ich vieles vom Workshop mitnehmen und werde das gelernte anwenden.
Ich kann jedem der gerne fotografiert empfehlen, dem Ben bei Youtube oder einem Workshop über die Schulter zu schauen. Ich werde auf jeden Fall noch einen LostPlace-WS mitnehmen wenn ich wieder genug in der Kasse habe ;)
Alle Bilder und noch mehr gibt es auch in groß und guter Qualität teils in meiner Galerie und teils auf meiner Flickr-Seite zu sehen.
Grüße aus Mannheim an alle Leser, Kursteilnehmer, Ben und natürlich auch Rico und danke für den tollen Abend.
Euer Markus